Durch die Coronakrise wird die Arbeitskultur für einen begrenzten Zeitraum auf den Kopf gestellt. Die Büros bleiben leer, die Server hingegen sind überlastet und Videokonferenzen sind zum Alltag geworden. Im Prinzip funktioniert alles wie bereits die ganze Zeit davor und es stellt sich die Frage: Warum haben wir nicht schon vor der Krise damit angefangen? Mit Homeoffice, mit Videokonferenzen und mit Telefonschalten. Ist es nicht besser für die Umwelt, statt mit dem Flugzeug nach Berlin zu fliegen, zu Skype zu greifen? Und haben wir dadurch nicht mehr Zeit gewonnen und können unsere Effizienz steigern? – Eine gute Frage.
Und wenn wir ehrlich sind, ist es doch ganz nett bei sonnigem Wetter und 17 Grad nicht im Büro zu sitzen und statt in der Pause zum Imbiss zu gehen, einfach ein paar Nudeln und frisches Gemüse aus der Küche zu holen. – Außer Sie haben Kinder und müssen sich gleichzeitig um Erziehung, Haushalt und Arbeit kümmern. Dies ist aber der außergewöhnlichen Situation zu verschulden und wird hoffentlich nur noch wenige Wochen dauern, bis die Kinder wieder in die Kitas und Schulen können. – Wenn Sie in dieser Situation stecken: Halten Sie durch!
Schauen wir uns die Arbeitsweise Homeoffice etwas näher an, erkennt man schnell, wie vielfältig, aber auch gefährlich die neue Art zu arbeiten ist. Es bedarf also klarer Regeln und viel Disziplin, um auf der einen Seite gute Arbeit zu leisten und auf der anderen, nicht in die Stressfalle zu tappen. Damit wir auch in Zukunft diese moderne Arbeitsweise beibehalten können und Sie sich im Heimbüro auch wirklich wohlfühlen, muss einiges geklärt sein.
VERTRAUEN
Das wohl wichtigste ist Vertrauen. Vertrauen Sie ihren Kollegen und ihrem Chef? Bringt Ihnen ihr Chef Vertrauen entgegen und merken Sie auch, dass ihre Kollegen Ihnen vertrauen? Wenn nein, dann sollten Sie an dieser Stelle klare Gespräche führen. Kein Vertrauen bringt nur Unmut mit sich und das kann keiner gebrauchen.
In der Regel kann man schnell erkennen, wer im Homeoffice effektiv arbeitet und wer nicht. Ob nun einer mit der Jogginghose bei der Videokonferenz teilnimmt oder sich seinen Anzug überwirft, das kann jeder so halten, wie er möchte. Greifen Sie nicht in die Arbeitsweise anderer ein, kontrollieren Sie nicht die Zeiten und geben Sie stattdessen ihrem Gegenüber einen Vertrauensvorschuss. Effektives Arbeiten erkennt man an der geleisteten Arbeit. Sollte es hier eine Differenz zu der Leistung im Büro geben, dann sprechen Sie miteinander. Nicht jeder kann im Homeoffice seine Kapazität aufrufen und manche sind in dieser Krise zusätzlich noch mit Kinderbeschäftigung belastet. Vergessen Sie nie, dass wir unterschiedlich sind und jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hat. Wir stehen in dieser Zeit zusammen und auch wenn Homeoffice zum alltäglichen Arbeiten wird, sollte man hier nicht zu schnell urteilen. Kommunikation ist der Schlüssel.
KOMMUNIKATION
Kommunikation ist nicht nur der Schlüssel zum Vertrauen, sondern auch zu einer guten Art und Weise miteinander zu arbeiten. Es ist uns nicht möglich, mal eben über den Flur zu gehen, um schnell ein Feedback einzuholen. Hier werden wir nur die Abstellkammer vorfinden. Dennoch haben Sie die Möglichkeit mit ihren Kollegen zu kommunizieren. Richten Sie sich einen Messenger-Dienst ein, mit dem Sie chatten können. Telefonieren Sie zwischendurch und halten Sie sich auf dem Laufenden.
Auch wenn es sich hierbei nur um Kleinigkeiten handelt, bleiben Sie im Kontakt und nutzen Sie die Zeit, um auch nach dem Wohlergehen des Kollegen zu fragen. Das haben Sie im Büro doch auch gemacht, also warum nicht auch jetzt.
EIGENVERANTWORTUNG
Apropos Büro. Wenn Sie noch keinen eigenen Raum für die Arbeit haben, sollten Sie sich diesen einrichten. Schaffen Sie sich einen Arbeitsplatz, an dem sie nicht ständig abgelenkt werden und definieren Sie klare Arbeitszeiten. Kommunizieren Sie diese Zeiten, sofern Abweichungen zu Kollegen bestehen. Sie vermeiden so, in die Stressfalle zu tappen. Wenn Sie an ihrem Arbeitsplatz sitzen, dann sind Sie im Büro. Wenn Sie diesen Platz verlassen, dann sollten Sie auch die Arbeitshaltung und vor allem die Gedanken verlassen. Man soll seine Arbeit nicht mit nach Hause nehmen, meint nicht, dass Sie nicht Zuhause arbeiten sollen. Sie können Zuhause arbeiten, aber trennen Sie ganz klar ihr Privatleben und die Arbeit. Wenn Sie im Normalfall um 17.00 Uhr aus dem Büro gehen, dann schalten Sie um 17.00 Uhr auch im Homeoffice den Computer aus und legen das Handy beiseite. Homeoffice bedeutet nämlich NICHT 24/7 erreichbar zu sein und zu arbeiten. Ausnahmen gibt es auch im Büro, aber es sollten Ausnahmen bleiben.
Wir wissen nicht, was nach der Krise passieren wird. Vielleicht wird sich auch nichts an unserer Arbeitskultur ändern. Vielleicht aber auch eine ganze Menge. Es kann in viele Richtungen gehen: Von einem 6-Stunden-Tag, bis hin zu zwei Tagen Homeoffice in der Woche. Keiner kann in diesem Moment sagen, wo wir landen werden, aber eins sollte für alle sicher sein: Es ist egal welchen Weg wir gehen werden, alles ist machbar, mit Vertrauen, Kommunikation und Eigenverantwortung.
Ihre Christin Haarmeyer