Coronakrise 2020 I Was ist zu tun? – Ich weiß es auch nicht.
Das Corona-Virus hat uns fest im Griff. Es scheint so, als ob man sich mit all seinen Entscheidungen lediglich von Tag zu Tag hangeln könnte. Und doch füllt sich mein Posteingang täglich mit von mir abonnierten Management-Mails, gefüllt bis an den Rand mit Ratschlägen zu guter Führung in Krisenzeiten, erfolgreicher Kommunikation mit Kunden und Mitarbeitern, unternehmerischen bzw. strategischen Entscheidungen in stürmischen Zeiten. Meine Facebook-Timeline enthält entweder Corona-News oder Angebote von Anbietern, die „natürlich“ jetzt für ihre Kunden online erreichbar sind, bzw. gerade für diese schwierige Zeit genau das richtige und jetzt wichtige Angebot parat haben.
Ich bin ehrlich: Mich verunsichert dieses hohe Maß an Wissen, über das andere scheinbar verfügen. Warum wissen diese Menschen soviel mehr als ich, wissen genau, was jetzt aktuell zu tun ist und viel wichtiger: Woher wissen sie das alles? Ich möchte in manchen Momenten einfach nur den Kopf in den Sand stecken und ihn erst wieder rausholen, wenn die Krise vorbei ist, wenn hoffentlich alles wieder beim Alten ist oder alles noch viel besser. Die Nase erst wieder in den Wind stecken, wenn ich, wie bei Matthias Horx zu lesen, einen Cappuccino vor mir stehend, in der Sonne auf einem Marktplatz sitze und über die Krise und seine positiven Folgen nachdenke.
Natürlich habe ich mit meiner Steuerberaterin alle notwendigen Schritte eingeleitet, mit meinen Mitarbeitern gesprochen, Maßnahmen geplant, mit denen jeder diese Krise überstehen kann und doch stresst mich dieser „informationoverload“ total. Immer wieder die Fragen in meinem Kopf: Was ist noch zu tun? Was habe ich übersehen, was wichtig sein wird? Sollten wir nicht auch online für unsere Kunden da sein? Könnte dort Geschäft liegen? Selbstverständlich haben wir Ideen, was für unsere Kunden in der aktuellen Situation wichtig wäre, an was wir arbeiten könnten, damit am Ende der Krise keine wertvolle Zeit verloren geht und alle gleich professionell durchstarten können. Aber wollen unsere Kunden genau das gerade hören? Oder ist gerade etwas anderes wichtig?
Wenn es mir gelingt, dieser Dauerschleife zu entrinnen, dann bin ich mir sicher, alles aus unternehmerischer Sicht Notwendige getan zu haben, ich bin mir sicher, dass unsere Kunden wissen, wo sie uns erreichen können, wenn es um vertriebliche Fragen geht, dass dieser Online-Meeting-Aktionismus in unserem Tätigkeitsfeld gerade nicht nur nicht angesagt ist, sondern vielmehr schaden würde, wenn wir unseren Kunden aktuell mit den „besten, vertrieblichen Ratschlägen“ für Krisenzeiten kommen würden. Dieser Aktionismus gleicht irgendwie dem Torwart-Fehler. Vielleicht kennen Sie diesen. Beim Elfmeter-Schießen wirft sich der Torwart in 50 Prozent aller Fälle nach rechts, in den anderen 50 Prozent nach links. Wertet man die Richtung der Elfmeter-Schüsse aus, so gehen allerdings nur je ein Drittel der Schüsse nach links bzw. rechts. Das dritte Drittel geht in die Mitte. Doch ein Torwart bleibt selten stehen. Denn wenn er sich nach links oder rechts wirft, hat er wenigstens etwas getan. Das sieht besser aus, als schlicht nur stehen zu bleiben.
Ist also Stehenbleiben die Lösung, Abwarten und Tee trinken, Vertrauen in das System, den Markt, die Kunden oder was auch immer? Die Antwort ist: Ich weiß es nicht. Und dann geht die Gedankenschleife auch schon wieder los, …
Neben den unternehmerischen Entscheidungen, die getroffen worden sind und immer wieder angepasst werden müssen, fordert diese Krise mich ganz persönlich. Stellt mich als Mensch vor eine große Herausforderung. Mich, dem Sicherheit und Unabhängigkeit so wichtig sind, mich, dem es so wichtig ist, für Familie, Freunde und mir liebe Menschen da zu sein.
Sicher ist gerade lediglich, dass nichts sicher ist. Sprüche wie: „Und wenn du das Gefühl hast, dass gerade alles auseinander zu fallen scheint, bleib ganz ruhig, es sortiert sich nur neu.“ klingen für Facebook hervorragend, fallen mir in der Umsetzung allerdings sehr schwer. „Gedanken werden Realität“ aus dem Buch „The Secret“ verunsichern mich noch mehr. Was, wenn ich mit meinem Gedankenkarussell erst diese ganzen Szenarien anziehe und andere Gedanken zu anderen, vielleicht viel besseren Szenarien führen könnten, ich sie aber gerade gar nicht denken kann. Vermutlich gibt es auch hier keine richtige Antwort und wenn es eine gäbe, so habe ich sie nicht.
Vielleicht geht es Ihnen in diesem Moment ähnlich, dann lassen Sie mich an dieser Stelle eines meiner Lieblingssätze für uns sagen:
Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende!
Wir alle wissen aktuell nicht, wie lange uns diese Krise noch gefangen hält. Gespannt bin ich jedoch schon jetzt auf das, was Gutes aus diesem Schlechten entsteht.
Bis dahin bleiben Sie gesund und kommen Sie möglichst unbeschadet durch diese in jeder Hinsicht außergewöhnliche Zeit.
Ihre Claudia Huhn