Ostern ist schon wieder 14 Tage her, die Osterdeko seit Samstag wieder für fast ein Jahr verstaut, nun kann der Sommer kommen. Seit vielen Jahren nutze ich die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag um einige Aspekte in meinem Leben noch einmal in eine vernünftige Bahn, einen vernünftigen Umfang zu sortieren.
Das Fastenprogramm
So verzichte ich seit vielen Jahren in der Fastenzeit auf Süssigkeiten und Knabbereien aller Art. Dies hat bei mir vor zwei Jahren zu der Entscheidung geführt, vollkommen Süssigkeiten frei, auch über die Fastenzeit hinaus zu leben. Seit drei Jahren schaue ich außerdem in dieser Zeit kein fern mehr. Im Ergebnis geht mein aktueller Fernsehkonsum tatsächlich gegen Null.
Erstmals in diesem Jahr hatte ich mir außerdem vorgenommen in der Zeit zwischen 20.00 Uhr und 7.00 Uhr mein Handy ausschließlich zum Telefonieren oder Lesen zu benutzen. Also kein Social Media, keine Textnachrichten jedweder Art, kein Serven im Internet und kein kurzes Checken der E-Mails. Ebenfalls neu im Programm für die Fastenzeit war der Verzicht von Alkohol unter der Woche.
Und warum das Ganze?
Was auf den ersten Blick vielleicht umfangreich erscheint, sollte auf ein konkretes Ziel einzahlen. Aus der positiven Psychologie ist bekannt, dass das eigene Zufriedenheitsniveau mit der Qualität des eigenen Schlafs positiv korreliert. Und alle Punkte meines Verzichts, insbesondere jedoch die des digitalen und alkoholischen Verzichts gehören in die Kategorie der sogenannten „Schlafhygiene“.
Als „schlechte“ Schläferin, die Abends, wenn die Arbeit ruht, das Kind im Bett ist und sich der Tag dem Ende zuneigt, gerne mit der Außenwelt über WhatsApp in Kontakt steht, Informationen über das Internet beschafft und mal eben noch schnell schaut, wer vielleicht noch auf eine Antwort per E-Mail wartet, war die Fokusierung auf die Schlafhygiene reiner Egoismus.
Der innere Schweinehund, ein ganz schön harter Brocken!
In Vorbereitung mussten ein paar Dinge erledigt werden. Wohin mit dem Handy neben dem Bett, wenn dieses gleichzeitig als Wecker dient? Was sag ich meinen Freunden, die ab 20.00 Uhr vergeblich auf eine Antwort warten und wie stelle ich sicher, dass wichtige Informationen rund um unsere Tochter, die nach 20.00 Uhr per WhatsApp-Schulgruppe reinkommen, mich trotzdem erreichen?
Selbstverständlich gab es für all das eine Lösung und so konnte der Aschermittwoch kommen. Süssigkeiten, selbst die definierten Ausnahmen – kein Problem. Fernseh aus – easy, zumindest zumeist. Das Handy um 20.00 Uhr weglegen – schwierig. Das Glas Wein, am Ende eines langen Tages – eine zu meisternde Herausforderung. Alles zusammen genommen – eine echte Herausforderung für die Auseinandersetzung mit meinem inneren Schweinehund.
Selbstdisziplin und was man davon hat?
Jeder von uns hat Muster, den wir zu bestimmten Zeiten folgen. Ein langer Tag, ja da gönne ich mir doch mal ein Glas Wein. In dieser Fastenzeit: nicht erlaubt. Ok, dann schmeiß ich mich eben vor den Fernseher. Mist, ebenfalls nicht erlaubt. Dann daddel ich eben ein wenig. Auch nix!
Und spätestens hier wuchs er über sich hinaus, mein innerer Schweinehund. „Was soll das Ganze? Hast Du nicht schon genug Stress, als dass du jetzt hier dieses Programm auch noch machen musst und das noch dazu freiwillig? Eine kleine Ausnahme von der Regel muss doch mal erlaubt sein. Gerade heute, wo du es dir wirklich verdient hast!“
Jeder kennt sicherlich diese innere Stimme, mit der wir uns auseinandersetzen müssen, wenn es um das Thema Selbstdisziplin geht. Interessanterweise kamen diese Stimmen auch von außen. „Da sind sie in diesem Jahr aber sehr streng zu sich!“, nur um ein Beispiel zu nennen.
Ja, es war in manchen Momenten wirklich schwer. Schwer war nicht, auf WhatsApp und Social Media zu verzichten, schwer war es, meine Routinen und Muster aufzubrechen. Dinge, die mir nachweislich nicht gut tun, trotzdem zu tun, ohne darüber nachzudenken. Denn schon nach der ersten Nacht war klar: Digital Cleaning sorgt dafür, dass ich deutlich besser schlafe. Ich schlafe ruhiger, länger und fühle mich morgens ausgeruhter.
Die Tatsache, dass ich das alles schon vorher wusste und es trotzdem nicht umgesetzt habe, hat mir gezeigt, wie oft ich doch noch unachtsam mit mir bin und wie oft ich gesteuert werde von Gewohnheiten, die zu hinterfragen manchmal Sinn macht.
Fazit
Bewußt Zeiten zu schaffen, in denen man nicht „online“ ist, eben nicht auf allen Kanälen verfügbar, den „Berieselungskasten“ auszulassen, erhöht die Schlafqualität und damit die Zufriedenheit im Leben. Sich mit den eigenen Gewohnheiten auseinanderzusetzen, diese zu hinterfragen und „schädliche“ durch hilfreiche zu ersetzen ist sicherlich an manchen Stellen kein einfacher Weg, aber er lohnt sich.
Jede gewonnene Auseinandersetzung mit dem eigenen inneren Schweinehund führt außerdem dazu, dass wir uns selbst als wirksam wahrnehmen. Wer im Innen für sich einstehen kann, kann dies auch im Außen.
Und ganz nebenbei habe ich viele Freunde mal wieder gehört, statt nur zu texten und wir sind so wieder in vielen Bereichen miteinander auf dem Laufenden.
Es gibt viele Faktoren, die für jeden sicherlich unterschiedlich sind, die dazu führen können, dass wir ein höheres Zufriedenheitsniveau in unserem Leben erreichen können. Es lohnt sich hinzuschauen, hinzufühlen und vielleicht auch hier und da mal eine „alte“ Gewohnheit aufzugeben und dafür eine intensive Auseinandersetzung mit dem inneren Schweinehund in Kauf zu nehmen.