Wirtschaftlich denkende Unternehmerin versus liebevolle Chefin

Claudia Huhn Blogbild

Widerspruch oder Voraussetzung für Erfolg

Der vorgegebene Titel hatte eigentlich keinen Subtitle, den habe ich ungefragt hinzugefügt. Denn an dieser Stelle bin ich im Kopf sofort hängengeblieben. Was sind die beiden Begriffe, gegenüberliegenden Enden eines Intervalls im Sinne von entweder oder, oder möglicherweise doch nicht voneinander zu trennen, weil das eine die Zielerreichung des anderen bedingt?

Grundsätzlich, das liegt in der Natur der Sache, ist jedes Unternehmen verpflichtet, wirtschaftlich zu denken, also einen Überschuß zu produzieren. Abgesehen von gemeinnützigen Vereinen, Stiftungen oder ähnlichem natürlich. Es ist auf Dauer schwierig dem Finanzamt zu erklären, warum man immer wieder nur Verluste einfährt und trotzdem an dieser Unternehmensidee festhält. Damit ist jede Unternehmerin „eigentlich“, btw. jeder Unternehmer natürlich auch, auch verpflichtet, alles dafür zu tun, damit dieser wirtschaftliche Aspekt bestmöglich erfüllt wird.

Anders sieht es mit der liebevollen Chefin aus. Keine Unternehmerin ist verpflichtet liebevoll zu sein. Wir können uns als Chefin zwischenmenschlich total unterirdisch agieren, egoistisch, launisch, zickig, ausbeuterisch, usw. sein. Das ganze hat zwar wieder seine gesetzlichen Grenzen, aber niemand zwingt uns, liebevoll zu sein. Allerdings und das ist jetzt wieder Zwang, werden wir dann auch die Konsequenzen dieses Handelns tragen müssen.

Und hier kommen wir zum verbindenden Element: Wirtschaftlich denkende Unternehmerin und liebevolle Chefin schließen sich in meiner Welt nämlich nicht aus, sondern das eine bedingt den Erfolg des anderen. Das ist sicherlich erst einmal so, weil es meine Art ist, mit Menschen umzugehen. Betrachten wir es zusätzlich aus der betriebswirtschaftlichen Brille so spricht vieles dafür, dass das verbindende Element allgemeingültig ist.

Der harte Faktencheck:

1. Mitarbeiter, mit denen wir liebevoll umgehen, sind motivierter.

Im Sinne der Gewinnmaximierung macht es Sinn, Sorge dafür zu tragen, dass jeder Mitarbeiter in der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit das maximale Pensum schafft. Das spart Lohnkosten, weil wir erst bei einem höheren Arbeitsaufkommen weitere Mitarbeiter einstellen müssen, außerdem spart es allgemeine Verwaltungskosten, weil wir weniger Arbeitsplätze unterhalten müssen und nicht zuletzt spart es auch Zeit, denn gute Mitarbeiterführung bedeutet auch für mich als Unternehmerin Zeit.

2. Mitarbeiter, mit denen wir liebevoll umgehen, bleiben länger.

Mitarbeitersuche und On-Boarding-Prozesse für neue Mitarbeiter kosten extrem viel Zeit und Geld. Wer also durch sein eigenen Handeln als Unternehmerin dazu beiträgt, dass die Stehzeit der guten Mitarbeiter im Unternehmen lang ist, tut damit dem eigenen Unternehmensergebnis nur Gutes.

3. Mitarbeiter, mit denen wir liebevoll umgehen, sind loyaler.

Loyale Mitarbeiter sind in der heutigen Zeit extrem wertvoll, denn sie arbeiten für Ihr Unternehmen, als wäre es ihr eigenes. Sie befinden sich nicht in einer Haltung der inneren Kündigung, sondern denken über ihren eigenen Tellerrand hinaus. Und diesen Zustand hat noch niemand mit der Peitsche bei den eigenen Mitarbeitern erreicht.

Fazit:

Unabhängig davon, dass mir das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche oder grundsätzlich mieses Verhalten von der Persönlichkeit her fremd ist, es mir also wichtig ist, die Menschen in meinem Umfeld so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte, macht es auch betriebswirtschaftlich total Sinn, gut zu den eigenen Mitarbeitern zu sein. Und das gelingt umso besser, je weniger man sich dafür verstellen muss.

Auch hier muss man nicht päpstlicher als der Papst sein. Wir haben alle mal einen schlechten Tag. Schön ist es, wenn wir dann auch die Größe besitzen, uns für diesen schlechten Tag zu entschuldigen. Denn dass werden unsere Mitarbeiter uns hoch anrechnen.