Frage: Feminisierung in der Zahnmedizin – unternehmerisch-strategische Aufgabe oder viel Rauch um nichts?
Claudia Huhn:
Basierend auf den Zahlen aus dem Statistischen Jahrbuch der Bundeszahnärztekammer ist die Feminisierung auf den ersten Blick eine ganz klar unternehmerisch-strategische Aufgabe. 68,7 % der Studierenden der Zahnmedizin sind weiblich, Tendenz steigend, 63,4 % der zahnärztlich tätigen Personen ebenfalls. Tendenz auch hier steigend. Aktuell werden Frauen die Zukunft der Zahnmedizin fest in ihrer Hand haben.
Zum Thema „Gendermarketing“ und „Gendervertrieb“ gibt es ausreichend Literatur. Sicher ist, Männer und Frauen sind anders. Aus meiner Sicht weniger sicher ist, ob es Handlungsanweisungen für das jeweilige Geschlecht gibt, die immer passen. Lebt doch jede Regel am Ende von ihrer Ausnahme.
Ich bin selbst Frau, Unternehmerin, Kundin und es gibt ganz sicher Aspekte, die ich grundsätzlich ablehne und bei anderen ist dies manchmal auch tagesabhängig.
1. Überheblichkeit/Kräfte messen/kompetitives Verhalten
Als Kundin erwarte ich, dass man mich mit meinen Fragen, meiner Suche nach dem richtigen Produkt ernst nimmt und mir nicht das Gefühl gibt, ein „kleines“ Dummerchen zu sein, weil ich nun diese Frage stelle. Ich möchte auch nicht gezeigt bekommen, wie brillant mein Gegenüber ist, sondern mir ist es wichtig, gemeinsam auf Augenhöhe eine Lösung zu finden. Im Team, mit der zahntechnischen und zahnmedizinischen Expertise gilt es, die für den Patienten beste Lösung zu finden, diese gemeinsam umzusetzen und eben nicht darum, per Armdrücken herauszufinden, wer der Bessere ist. Diese Haltung erwarte ich auch von meinem Gesprächspartner.
2. Sachlich und/oder emotional
Ob ich im Hochdruckverfahren Dinge kläre oder auch mal für einen Schwatz Zeit habe, hängt im Wesentlichen davon ab, wieviel auf meiner Agenda steht. Das kann eben mal so oder so sein. Grundsätzlich schafft Emotion Beziehung und die wiederum ist wichtig für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Beide Punkte zeigen deutlich, hier könnte auch ein Kunde männlichen Geschlechts beschrieben sein. Denn alles das, was mir als Frau wichtig ist, kann genauso gut von einem Mann gefordert werden. D.h. es gibt keine generelle, geschlechtsspezifische Vorgehensweise. Wer auf Nummer sicher gehen will, arbeitet mit flexiblen Ansätzen, stellt sich auf das Gegenüber, unabhängig vom Geschlecht ein. Das Geheimnis liegt darin, herauszufinden, was das Gegenüber von einer Zusammenarbeit und/oder in einer spezifischen Situation will bzw. braucht. Wer die Fähigkeit besitzt, professionell Fragen zu stellen, statt Monologe über die eigenen Produkte zu halten, für den ist das Geschlecht vernachlässigbar.
Einen Unterschied allerdings haben uns die regionalen Veranstaltungen und auch der deutschlandweite Kongress im Zahnärztinnen Netzwerk gezeigt: Frauen untereinander sind im Rahmen einer Veranstaltung deutlich offener, zugewandter und vertrauensvoller. Frauen gehen zu einer Veranstaltung, weil sie Wissen aufbauen, mit ihren Kolleginnen in den Austausch auf Augenhöhe treten wollen und um Themen zu besprechen, die das andere Geschlecht wenig oder gar nicht interessieren. Hier als Dentallabor eine Plattform zu bieten, kann durchaus eine genderspezifische Unterstützung des immer größer werdenden Anteils weiblicher Zahnmediziner sein.
Fazit: Es ist nicht nötig Frauen eine spezielle Sonderbehandlung zukommen zu lassen. Alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter und Herkunft mögen es, beim Gegenüber auf ehrliches Interesse, Respekt und Wertschätzung zu treffen. Dazu braucht es gute Ohren, die Fähigkeit andere in den Fokus zu stellen und professionell Fragen zu stellen. Wer diese Fähigkeiten erlernen möchte und darüber hinaus Zahnmedizinerinnen die professionelle Chance für einen Austausch auf Augenhöhe geben möchte, E-Mail an mich (ch@claudiahuhn.de), ich freue mich drauf.